Der neue Roller
Daher meint Mami: „Weißt du, Anna, du machst das super in der Schule, aber deine Brüder sind – jeder für sich und auf eigene Weise – auch klasse. Kurz gesagt: ich finde, ihr habt euch alle drei eine Belohnung verdient.“ Sie fahren los und Anna sucht sich eine kleine Puppe aus, der Dauersauer einen dunkelblauen Roller und Paulchen einen Stoffpinguin, den er Poldi nennt.
So ging der Nachmittag zu Ende und die Kinder erschienen müde, aber glücklich zum Abendessen. Sie hatten Papi viel zu erzählen. Anschließend machten sie sich ohne Widerrede auf den Weg nach oben und zogen die Schlafanzüge an. „Langsam kommt ihr mir ja richtig unheimlich vor, so brav, wie ihr seid“, sagte Mami und lachte. „Ja, ich freu mich halt so über das gute Zeugnis und noch viiiel mehr über die Puppe und überhaupt und dass ich sie jetzt gleich mit ins Bett nehmen kann“, plapperte Anna vergnügt und drehte sich mit der Puppe wie im Tanz um die eigene Achse. „Ich nehm` auch Poldi Pinguin mit ins Bett“, sagte Paulchen und drückte sein Gesicht zärtlich in den Pinguinbauch.
Da blieb der Dauersauer wie angewurzelt stehen. Sein Blick heftete sich auf seine Geschwister und ging von einem zum anderen. Er dachte kurz nach. Dann sagte er laut und deutlich: „Papi, hol den Roller aus der Garage.“
Einen Augenblick war Stille. Jetzt waren es Mami und Papi, die wie angewurzelt stehen blieben. Sie ahnten, dass es vorbei war mit der Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung. Und sie sollten Recht behalten. „Wieso den Roller?“, fragte Papi vorsichtig. „Weil ich den mit ins Bett nehme“, antwortete der Dauersauer ruhig und bestimmt. „Kommt nicht in Frage“, erwiderten Mami und Papi wie aus einem Mund. „Doch!“ – „Nein!“ – „Doch, werd ich wohl!“ – „Nein. Wirst du nicht!“ Der Dauersauer zog die Augenbrauen zusammen und machte ein motziges Gesicht: „Das ist gemein! Wieso nicht?“ Mami schüttelte nachdrücklich den Kopf: „Weil der Roller aus Metall ist, mit dem kannst du schlicht nicht kuscheln, du würdest dir wehtun. Außerdem ist er schmutzig, weil du überall damit herumgefahren bist. Ein Roller ist kein Kuscheltier. Punkt.“ Der Dauersauer merkte, dass hier nichts zu machen war. Da verzog sich langsam sein Gesicht. Tränen sammelten sich in seinen Augen, bis sie in hellen Bächen heraussprangen und er anfing zu heulen: „Das ist so gemein, so gemein! Diese beiden Doofen da“ – er fuchtelte
mit dem Zeigefinger wild zwischen seinen Geschwistern hin und her – „dürfen ihre Geschenke mit ins Bett nehmen, aber ich nicht! Das ist ungerecht! Total ungerecht! Ihr seid so blöd! Ich bin so sauer, soooo totaaal sauer, ich rede nie wieder mit euch, nie wieder! Merkt euch das! Ich find euch alle blöd! Ich will meinen Roller haben! Im Bett! Ich finde ihn kuschlig! Das könnt ihr mir nicht verbieten! Wäääähhh…..“
Der Dauersauer heulte so laut, dass Papi schnell die Fenster schloss. Mami seufzte tief, kniete sich vor den Dauersauer und ergriff seine Hände. „Du kannst den Roller nicht mit ins Bett nehmen. Punkt. Von mir aus, als Kompromiss, holen wir ihn aus der Garage und stellen ihn in den Flur. Aber mit ins Bett kommt er nicht. AUF GAR KEINEN FALL!“ Der Dauersauer heulte weiter. Keiner verstand ihn. Er fühlte sich so allein, obwohl doch seine ganze Familie um ihn herum war. Die ganze Familie? Keiner hatte bemerkt, dass Anna längst nicht mehr dabeistand. Wo war sie?...
Ja, wo war Anna? Womöglich hat sie eine Idee, wie man das Problem lösen kann? Aber wie könnte das gehen? Lest nach – im Dauersauer!
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Die Vorgeschichte kurz zusammengefasst:
Worum geht´s? Der Dauersauer hat Streit mit seinen Freunden. Deshalb spielt er alleine, was ihm aber nicht gefällt. Er ist totaaal unglücklich… dabei gibt es durchaus jemanden, der sehr gern mit basteln oder malen würde: Martha. Aber mit ihr will der Dauersauer nicht mal sprechen, erst recht nicht spielen. Als Mami das hört, fragt sie verwundert nach: „Was hast du denn gegen Martha?“
Mädchen
Der Dauersauer machte kugelrunde Augen und sah seine Mutter entgeistert und verständnislos an: „Martha ist ein Mädchen.“ – „Ja. Und?!“, fragte Mami erstaunt. Der Fünfjährige schob den Unterkiefer vor: „Ein Mädchen! Mädchen sind doof. Mit Mädchen spiele ich nicht.“ – „Wie bitte?!“, Mami traute ihren Ohren nicht. Der Dauersauer verschränkte entschlossen die Arme und wiederholte: „Ich spiele nicht mit Mädchen. Nicht mit Mädchen!“ – „Aber ich bin doch auch ein Mädchen“, wandte Mami ein. „Nö. Du bist ´ne Mami. Meine Mami.“ – „Aber ich war mal ein Mädchen“, beharrte Mami, „und wie du weißt kann ich Lego bauen und Playmobil spielen und wenn es sein muss auch mit Autos.“ – „Weil ich es dir beigebracht habe.“ Mami lachte: „Ja. Dann bring es doch Martha auch bei. Komm, los jetzt, ich fahr dich in den Kindergarten.“ Der Dauersauer sah ein, dass Mami nicht lockerlassen würde. Mürrisch gab er seinen Widerstand auf und ließ sich anziehen.
Als er an der Hand seiner Mutter widerwillig den Kindergarten betrat, wartete Martha schon an der Eingangstür. Klein, zierlich, dunkle Haare, Zöpfe, Brille. „Hallo“, sagte sie schüchtern. Mami lächelte: „Hallo, Martha!“ Der Dauersauer würdigte sie keines Blickes und tappte wortlos und schlecht gelaunt an ihr vorbei. Martha zögerte kurz, dann holte sie ihn wieder ein und fragte: „Spielen wir gleich?“ – „Nö.“ Martha ließ sich nicht abschütteln. „Malen?“ – „Nö“ – „Doch, er malt gerne…kommt, malt was zusammen!“, Martha lächelte: „Machen wir“, rief sie vergnügt und zog den grummeligen Dauersauer am Ärmel in den Gruppenraum.
Wieder zu Hause, beim Abendessen, fragte Mami: „Und, was hast du heute mit Martha gemalt?“ – „Ein Flugzeug. Aber ohne Martha. Hab sie weggeschickt.“ – „Ach das arme Mädchen! Und mit wem hast du dann gespielt?“ – „Allein.“ – „Und, hat das Spaß gemacht?“ – „Nö“, gab der Dauersauer zu. Anna mischte sich ein: „Und wieso schickst du Martha dann weg?“ – „Weil ich nicht mit Mädchen spiele“, entgegnete der Dauersauer und zog angewidert die Nase kraus. Da starrte Anna ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. „Spinnst du eigentlich?“, fragte sie. „Nö. Mit Mädchen kann man halt nicht spielen. Die sind bescheuert“, antwortete der Dauersauer. „Und ich? Mit mir spielst du doch auch!“ – „Ja, aber du bist meine Schwester“, antwortete der Dauersauer ohne aufzusehen und mampfte einfach weiter. Anna blickte ihren Bruder ungläubig an: „Aber meine Freunde spielen ja auch mit mir und ich bin nicht die Schwester von Yussef und auch nicht die von Enzo oder Leopold! Die spielen trotzdem mit mir und ich mit ihnen! Ich finde es toll, dass ich Freundinnen habe und Freunde. Mit den Jungs spiel ich Fußball und mit Mädchen turn ich und alle zusammen spielen wir fangen.“ Der Dauersauer schwieg. Mami nickte: „Tja, mein Schatz, denk da mal drüber nach!“ – „Nö.“ – „Doch!“, rief Anna. „Nö.“, beharrte der Dauersauer. „Doch! Weißt du was? Morgen hab ich schon nach der 4. Stunde Schule aus. Da komm ich mit beim Abholen. Dann werden wir ja sehen…“
Gesagt, getan. In Dauersauers Kindergarten, der früher auch Annas Kindergarten gewesen war, gab es von 12 bis 13 Uhr „Abholzeit“. Die Kinder gingen dann zum Spielen nach draußen. Punkt 12 Uhr riss Anna am nächsten Tag die Tür zur Froschgruppe auf. „Hallo! Ich bin Anna. Wer ist Martha?“, fragte sie in die Runde und 19 Kinder blickten sie überrascht an. „Ich“, kam es aus der Bauecke schüchtern zurück…“
Was Anna wohl vorhat? Werden Martha und der Dauersauer am Ende doch noch dicke Freunde? Womöglich ist er später gar nicht mehr sauer, sondern allerbester Laune… Lest es nach - im „DAUERSAUER“!
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